Frühlingsexkursion «Kräuterwanderung durch den Naturpark Thal SO»

Den Naturpark Thal erreicht man von Balsthal aus. Für die meisten von uns hiess das, früh bis sehr früh aufzustehen. Die Wettervorhersage liess die ganze Woche einen schönen Frühlingstag erwarten, aber beim Aufbrechen zu Hause regnete es, der Himmel blieb trüb und Balsthal begrüsste uns mit vielen historischen Eisenbahnwagen und ein paar Regentröpfchen.

Patrick Roth holte uns am Bahnhof ab und begleitete uns zum Hunzikerhof, wo wir von Monika Kämpf zur Kräuterwanderung begrüsst wurden.

Auf dem Weg durch das Siedlungsgebiet, zeigte uns Monika die Holzflue eine markante Anhöhe hinter Balsthal. Bei Insektenforschern ist diese bekannt für die Gipfelbalz diverser Schmetterlingsarten u.a. dem Schwalbenschwanz. Unter der Holzflue leben an diesen sonnigen Hängen wärmeliebende aber giftige Vipern. Wir waren erleichtert auf der Schattenseite bleiben zu können.

Kaum hatten wir das letzte Haus hinter uns gelassen, machte uns Monika an einer Böschung auf die vielen essbaren Pflanzen aufmerksam. Die meisten kannten wir zwar vom Sehen, aber nicht vom Essen. Auf unserem kleinen Spaziergang schauten wir uns diese Pflanzen vertieft an und lernten was davon wie geniessbar ist:

  • Ährige Rapunzel (Phyteuma spicatum): ist von Kopf bis Fuss essbar, wobei die kurz vor dem Blühen stehenden Köpfchen besonders fein schmecken

  • Zaunwicke (Vicia sepium): Erbsen und Kefen sind roh essbar, nicht aber Bohnen.

  • Nelkenwurz (Geum urbanum): Die Wurzeln riechen nach Nelken und werden fein geschnitten und geköchelt als Tee verabreicht

  • Immenblatt (Melittis melissophyllum)

  • Knoblauchhederich (Alliaria petiolata) als milde Alternative zu einem Knoblauchpesto

  • Wiesenbocksbart (Tragopogon pratensis) und Pippau (Crepis biennis): die Blüten und Köpfchen sind bitter aber essbar und regen die Verdauungssäfte an

  • Weissdorn (Crataegus): Tee aus Blättern und Blüten ist gut fürs Herz und die Beeren sind roh essbar

  • Bärlauch (Alium ursinum): Die Blütenknospen können wie Kapern eingelegt werden

  • Giersch (Aegopodium podagraria) schmeckt nach Sellerie, die Pflanze ist anhand der 3-teiligen Blattaufteilung nicht mit anderen Doldenblütlern zu verwechseln

  • Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum): wer hätte gedacht, dass die zusammengerollten Blätter gegen Ohren- und Bauchweh helfen

  • Löwenzahn (Taraxacum officinale): die jungen Blätter machen sich gut im Salat und die älteren Blätter können 2x blanchiert und dann mit etwas Knoblauch und Olivenöl als Pesto zum Apéro genossen werden

  • Baldrian (Valeriana officinalis): Als Beruhigungsmittel

  • Kohldistel (Cirsium oleraceum): wo die jungen Blätter ungeteilt und die oberen fiederteilig sind. Die ganze Pflanze ist essbar. Frisch als Salat oder Pesto zubereitet oder gekocht wie Spinat

  • Goldnessel (Lamium galeobdolon): die zarten Blättchen schmecken nach Pilzen

  • Linden (Tilia): die ganz jungen Lindenblätter sind zart und verfeinern den Salat

  • Spitzwegerich (Plantago lanceolata): Die Blätter degustierten wir im Salat, aus den Blüten kann zusammen mit Honig ein Hustenmittel gemacht werden 

Gewarnt wurden wir vor den giftigen Pflanzen, insbesondere Salomonssiegel (Polygonata multiflorum), Maiglöckchen (Convallaria majalis) und der Verwechslungsgefahr zwischen Wiesenkerbel und Kälberkropf und weiteren ähnlich aussehenden Doldenblütlern (historisch berühmt ist darunter der Schierling, mit dem Sokrates ums Leben gebracht wurde).

Vor lauter Kräutersammeln und Zuhören merkten wir erst auf dem Rückweg, dass der Himmel inzwischen blau geworden war und die Sonne schon ordentlich wärmte. Zurück im Hunzikerhof wurde alles gewaschen und als Salat zusammengemischt. Jeder erhielt einen kleinen Teller mit den Kräutern und konnte diese mit etwas Salatsauce und Brot geniessen. Wir waren verblüfft über das schmackhafte Resultat und hatten schnell unsere Favoriten gefunden.

Nach dem Picknick widmeten sich die einen dem Zeichnen und der Botanik und machten sich teilweise dann schon bald auf den langen Heimweg.

Die Unternehmungslustigeren wollten zuerst Balsthal kennen lernen, obwohl gleich am Anfang eine schöne Gartenwirtschaft zum Kaffee lockte. Monika Rubeli als Ortskundige übernahm den Job der Stadtführerin und zeigte uns die schönsten Bauten der Hauptstrasse entlang. Sie erklärte die Jurakette, wie sie sich zweiteilte und die Seitentäler entstanden. Auf dem Marktplatz stand der Maibaum mit mehreren Mädchennamen angehängt. Monika erzählte, dass in der Walpurgisnacht jeweils der Maibaum aufgestellt werde. Die Namen der jungen Frauen, die dieses Jahr volljährig werden, werden daran veröffentlicht. In der Walpurgisnacht suchen die jungen Männer das Haus der jungen Damen auf und nehmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie legen die Gegenstände unter den Maibaum, wo sie die jungen Frauen wieder abholen können. So lagen noch diverse Gartenartikel, Gefährte, Paletten, Plüschtiere und anderes unter dem Maibaum.
Wir genossen den Kaffee im gewählten Restaurant und machten uns sogar noch ans Skizzieren, bis ein Windstoss auf den nahenden Regen aufmerksam machte. Rasch packten alle ihre Sachen zusammen und schon regnete es Bindfäden. Unter dem riesigen Vordach des Hunzikerhofs warteten wir den Rückweg zum Bahnhof ab, den wir trockenen Fusses erreichten.

Mai 2025, Luzia Kunz und Barbara Wirth

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